Ein Preis....rütschlein
Ende 2015 machte eine Studie Schlagzeilen, laut der die Gaslieferanten trotz rapide fallender Importpreise ihre Endkundenpreise kaum senken, so dass
Ihre Gewinnspanne deutlich angestiegen sei. Genau dies konnten wir mit unserer Datenbank schon lange Beobachten und hatten das an dieser Stelle auch
schon mehrfach Thematisiert. Um so spannender war nun das Update zum ersten Quartal 2016. Würden die Gasversorger zumindest einen Teil des gesunkenen
Importpreises für Preissendkungen verwenden? Die Antwort lautet. Einen nun wirklich geringen Teil.
Tatsächlic haben 203 von mehr als 737 Anbieter die Preise gesenkt. Im vorherigen Quartal waren es 75 und zur Jahresmitte 2015 gar nur 37. Mehr als 150
Anbieter verlangen in ihrem Versorgungsgebiet heute noch die selben Preise wie im Jahr 2012 !! Dabei ist seitdem der durchschnittliche Importpreis
um mehr als einen Cent gefallen.
So stand hier schon Ende 2015: Unsere Datenbank ermöglicht inzwischen eine genaue Analyse der Endkundenpreise für Erdgas über zwölf Jahre. In dieser Zeit haben wir schon einige spannende Entwicklungen gesehen. Rapide steigende Preise bis ins Jahr 2009, danach rapide fallende Preise und anschließend das Ende der Ölpreisbindung. Während Öl wieder teuer wurde, stiegen die Gaspreise nur moderat und blieben ab 2012 einige Zeit stabil. Nun sind die Ölpreise rapide gesunken, der Gaspreis bleibt im Bundesdurchschnitt weiter stabil. Natürlich kann man nicht erwarten, dass nun wieder eine Ölpreisbindung greift. Schließlich war der Gaspreis ja auch nicht mit den Ölpreisen gestiegen. Trotzdem ist ein stärkerer Preisverfall auch beim Gas eigentlich überällig. Denn während der Endkundenpreis seit 2012 wirklich überraschend stabil blieb, ist der Imporpreis gleichzeitig fast um ein Viertel gefallen. Oder anders ausgedrückt: Die im Inland bei Gasvertrieb erzielte Marge ist allein im aktuellen Jahr Jahren um knapp einen Cent gestiegen!. Das entspricht immerhin mehr als fünfzehn Prozent des durchschnittlichen Endkundenpreises. Für Endkunden bedeutet das: eigentlich hätten die Preise in diesem Jahr doch viel stärker nachgeben müssen. Doch auch im vierten Quartal ist davon wenig zu spüren. Oder genauer: Es gibt Anbieter, die ihre gefallenen Einkaufspreise an den Endkunden weitergeben. Es gibt aber auch viele, die das eben nicht tun. Wer jetzt für eine scheinbar attraktive langfristige Preisgarantie eine lange Mindestvertragslaufzeit eingegangen ist, hat Grund sich zu ärgern. Ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter und eine Vertragslaufzeit von maximal einem Jahr erscheint zur Zeit als deutlich attraktivere Option.
Auch regional wenig Neues:
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So wenig neues, dass wir hier einfach den Screenshot vom letzten Quartal stehen lassen. Die nur geringfügig abweichende aktuelle Darstellungen finden Sie im Menü (links) unter 'Durchschnittspreise'. Seit wir die Gaspreise flächendeckend dokumentieren, galt eine unverbrüchliche Regel. Im Südosten ist der Gaspreis deutlich höher als im Nordwesten. Seit einigen Jahren haben sich dann überraschend die Anbieter im Saarland mit Abstand an die Spitze der Gaspreistabelle gesetzt. Davon abgesehen galt die Regel weiter. In Sachsen und Sachsen-Anhalt liegt der Durchschnitt der Gaspreise deutlich höher, in Niedersachsen deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt. Die preiswertesten Anbieter stammten so gut wie immer aus Niedersachsen. Gaskunden in Thüringen konnten sich im Lauf der Jahre immerhin über eine Annäherung an das westliche Preisniveau freuen. Und: Auch in den neuen Ländern gibt es inzwischen einzelne Anbieter, die durchaus attraktive Tarife anbieten. Traditionell ist Gas im niedersächsischen Achim fast durchweg am günstigtsn. Seit Anfang des Jahres 2015 hat allerdings ein kleines Stadtwerk vom Nordrand des Ruhrgebietes diesen Ehrenplatz in unserer Datenbank erobert. Das sich allerdings zwei Anbieter aus den neuen Ländern, Die MITGAS in Leipzig und die Stadtwerke Schwerin jetzt schon seit einigen Quartalen einen Platz unter den günstisgten zehn erobern konnten ist ein fast schon historisch anmutender Bruch einer jahrzehntelang scheinbar unverrückbaren Preisstruktur. Das dies im Fall MITGAS aber offensichtlich sehr spezielle Gründe hat, werden wir etwas weiter unten noch thematisieren.
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Veränderungen der Tarifstruktur:
Schon seit längerer Zeit beobachten wir eine Zunahme von Tarifen, die mit Preisgarantie angeboten werden. Dabei werden
die Preisgarantien häufig mit Vertragslaufzeiten von mehr als einem Jahr gekoppelt. Da wir in unserer Datenbank versuchen
möglichst vergleichbare Tarife mit möglichst identischen Bedingungen zu erfassen und damit wirklich Vergleichbarkeit herzustellen,
können wir Tarife mit Vertragsbindung von mehr als einem Jahr nicht listen. Teilweise bleiben als Alternative bei diesen
Anbietern dann nur vergleichsweise sehr teure Grundpreistarife. Wenn dann von einem Quartal zum nächsten ein bislang
gelisteter Sondertarif nicht mehr mit Laufzeit bis zu einem jahr angeboten wird und stattdessen ein Grundpreistarif gelistet
werden muss, ergibt das in unserer Datenreihe teilweise ungewöhnliche Sprünge und scheinbar überproportional gestiegene
Preise. Dies können wir allerdings leider nicht vermeiden.
Dabei zeigt sich allerdings auch:
Es ist teilweise schwer nachvollziehbar, warum in Zeiten ohnehin langfristig konstanter oder gar fallender Preise die Tarife mit längeren Laufzeiten
und Preisgarantie deutlich billiger angeboten werden als 'normale' Verträge. Schlimmer noch: Normale Verträge mit maximal einjähriger Laufzeit sind bei einigen Anbietern in den letzten Jahren sogar deutlich teurer geworden! Einzige Erklärung: Kunden sollen so zu Verträgen
mit längerer Laufzeit gelockt und am potentiell lukrativen Anbieterwechsel gehindert werden.
Mit derartiger Preisgestaltung - und weil wir weiterhin nur Verträge mit Erstlaufzeiten bis zu einem Jahr listen - haben
sich zum Beipsiel Heidelberg, Offenbach und Gotha zu den (scheinbar) teuersten Stadtwerken Deutschlands entwickelt.
Beispiele für unterschiedliche Preisentwicklung:
Ein positiv-Beispiel vorweg. Die Stadtwerke München lagen bis 2009 eher unauffällig im Mittelfeld, unterboten im ersten Quartal 2013
sogar die Preise des traditionell meist günstigsten Deutschen Anbieters, der Stadtwerke Achim und liegen nach einer moderaten Preiserhöhung
immer noch auf einem guten 39. Platz. Das billigste Gas gibt es derzeit in Lünen, Achim, Dülmen, Büdingen - und eben von Mitgas in Leipzig.
Hier gibt es allerdings eine für MITGAS-Kunden anderer Regionen eine ausgesprochen schlechte Nachricht: Im Stadtgebiet Leipzig bietet die Mitgas einen der günstigsten Tarife Deutschlands. IN direkter Nachbarschaft, in ihrem eigenen Netzgebiet (Mitgas Sachsen) gehört sie zu den teuersten Anbieter Deutschlands. Während die Kilowattstunde für unserem Musterkunden in Leipzig nur 5,36 Cent kostet, verlangt der selbe Anbieter im eigenen Netzgebiet 8,2 Cent. Und das sogar als wirklich 'günstigsten' pREIS. Auch mit Preisbindung von zwei Jahren wird es hier nicht billiger! Ein solcher Preisunterschied lässt sich allein mit unterschiedlichen Netzkosten wohl kaum begründen. Da subventionieren scheinbar die ländlichen Kunden des eigenen Netzgebietes den Kampfpreis im benachbarten Leipzig, wo Mitgas offenbar unbedingt die örtlichen Stadtwerke deutlich unterbieten will!
Anderes Beispiel: Jahrelang lag der Gaspreis der "Energieversorgung Bad Wildbach" nah am Durchschnitt, stieg und fiel
dem Ölpreis folgend - Seit 2012 aber fielen die Stadtwerke hier doch durch eine überdurchschnittliche
Preissteigerung auf und hielten den Preis seitdem konstant am oberen Ende des bundesweit üblichen.
Auch bei den Stadtwerken Böhmetal in Walsrode herrscht nun schon seit fast drei jahren Preisstabilität. Allerdings auf - gerade
für Anbieter in den neuen Ländern - ungewöhnlich günstigem Preisniveau. Offensichtlich existieren extrem unterschiedliche Preiskalkulationen. Die Ursache dafuer ist kaum nachvollziehbar.
Preisunterschiede in den Bundesländern:
Seit Anbeginn unserer Zeitreihe gab es ein auffälliges Süd-Nord und Ost-West-Gefälle. So war der Durschnittspreis im Nordwesten
Deutschlands immer am billigsten, im Südosten am teuersten. Grundsätzlich langen die Preise in den neuen Bundesländern
spürbar höher. Im Prinzip gilt das immer noch - allerdings ist der Preisaufschlag im Osten im Lauf der Jahre doch
spürbar gesunken.
Kommunale Anbieter: Immer noch spürbar billiger!
Dem Bürger wird häufig erzählt, private Anbieter seien wettbewerbsfähiger und damit auch
preiswerter als staatliche Unternehmen. Zumindest in der Gaswirtschaft und bei kommunalen Unternehmen
gilt das eindeutig nicht. Im Schnitt sind rein kommunale Eigenbetriebe seit Beginn unserer Zeitreihe
vor nun mehr als zehn Jahren immer einige Zehntelcent billiger als Unternehmen mit Beteiligung der großen Konzerne.
Und das nach wie vor in praktisch allen Bundesländern (in denen es beide Arten von Unternehmen gibt).
Ein paar Worte in eigener Sache.
Die hier dargelegten Details der Preisentwicklung sind in unseren 'erweiterten Auswertungen'
detailliert zu finden - wobei die dort möglichen Abfragen entsprechende Aussagen zu j e d e m
Bundesland oder Marktgebiet und auch für jeden beliebigen Zeitraum seit dem Sommer 2004
ermöglichen.
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